Interview: Brandgefahr durch Lithium-Ionen-Akkus
„Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss.“
(Gerichtsurteil des OVG Münster 10A 363/86 vom 11.12.1987)
Lithium-Ionen-Akkus, die unter anderem in E-Bikes, Elektrorollstühlen, Smartphones, Akku-Bohrschraubern, Notebooks oder E-Zigaretten verbaut werden, bergen eine oft unterschätzte Gefahr. Berichte über Brände im Zusammenhang mit Lithium-Ionen-Batterien gehen seit einiger Zeit häufiger durch die Medien.
Wir sprachen mit André Schulz von der Feuerwehr Luckenwalde über das Brandrisiko und wie wir es minimieren können.
Man sieht immer häufiger, dass in Treppenhäusern E-Bikes oder auch Elektrorollstühle aufgeladen werden. Warum ist das eine schlechte Idee?
Erstens wird dadurch der Fluchtweg versperrt. Für uns sind Hindernisse wie Fahrräder, Kinderwagen oder Schränke in Treppenhäusern ein großes Problem. Diese zu beseitigen kostet im Brandfall wertvolle Zeit. Außerdem können scharfe Kanten am Fahrrad oder Rollstuhl die Feuerwehrschläuche beschädigen. Was wir auch bedenken müssen: Wenn ich im Treppenhaus einen defekten Akku lade, bemerke ich eine Rauch- oder Brandentwicklung nicht sofort. Der Flucht- oder Rettungsweg wäre aber in kürzester Zeit nicht mehr benutzbar.
Welche Gefahren gehen von Lithium-Ionen-Akkus aus?
Diese speziellen Batterien sind in der Regel verhältnismäßig klein, haben aber eine sehr hohe Energiedichte. Dadurch ist die Brandgefahr höher als bei Batterien anderer Bauart. Bei technischen Mängeln oder unsachgemäßer Handhabung können Defekte am Akku auftreten, die wiederum zu Überhitzung, Kurzschlüssen, Explosionen und Bränden führen.
Worauf sollte ich besonders achten?
Laden Sie Akkus nie über Nacht auf und behalten Sie die Geräte während des Ladevorgangs im Auge. Eine Zeitschaltuhr wäre an der Stelle ebenfalls eine gute Idee. Defekte Batterien sind leider nicht immer leicht zu erkennen. Sichtbare Anzeichen sind z. B. Verformungen der Batterie wie Wölbungen, ein gebrochenes Gehäuse oder der Akku wird vom Ladegerät nicht erkannt. In solchen Fällen ist es ratsam, einen neuen Akku zu kaufen und den alten zu entsorgen. Lagern Sie nicht mehr benötigte oder beschädigte Akkus nicht zu Hause, sondern entsorgen Sie sie fachgerecht – auf keinen Fall über den Hausmüll! Wenn Sie das E-Bike über den Winter in den Fahrradkeller stellen, sollte die Akku-Ladung noch zwischen dreißig und sechzig Prozent betragen. Wenn es lange nicht benutzt wurde, laden Sie es nur unter besonderer Beobachtung wieder auf.
Mein Akku wird auffällig heiß. Was sollte ich jetzt tun?
Wenn es gefahrlos möglich ist, trennen Sie das Gerät von der Stromversorgung und bringen Sie es ins Freie. Dort kann es abkühlen und die Brand- bzw. Explosionsgefahr wäre somit schnell gebannt. Andernfalls bringen Sie sich und die Menschen in Ihrer Umgebung in Sicherheit, rufen Sie dann die Feuerwehr. Es gibt mittlerweile feuerfeste Schutzboxen und Taschen für Lithium-Ionen-Akkus. Darin können Akkus geladen und gelagert werden. Sie bieten zwar keinen vollständigen Schutz vor Bränden oder Explosionen, erhöhen aber die Sicherheit deutlich.
Herr Schulz, vielen Dank für Ihre Tipps und das angenehme Gespräch!
Wichtige Sicherheitshinweise auf einen Blick:
- Verwenden Sie ausschließlich Ladegeräte, die vom Hersteller zugelassen oder empfohlen wurden.
- Laden Sie Akkus nur unter Aufsicht!
- Schützen Sie Akkus vor Staub und Nässe!
- Vermeiden Sie Beschädigungen durch mechanische Einwirkungen wie Stöße oder Herunterfallen.
- Setzen Sie Akkus weder Frost noch hohen Temperaturen aus!
- Lagern Sie keine beschädigten oder veralteten Akkus zu Hause!
- Entsorgen Sie Lithium-Ionen-Akkus immer fachgerecht, beispielsweise über den Fachhandel oder einen Recyclinghof!